Fünftägige diözesane Pilgerreise mit dem Bischof in den Marienwallfahrtsort Lourdes

Zeichen der Hoffnung schauen

REGENSBURG/LOURDES (pdr/sm) – 130 Pilgerinnen und Pilger haben sich mit Bischof Rudolf Voderholzer auf den Weg nach Lourdes im Südwesten von Frankreich gemacht. Unter dem Leitwort „Auf den Spuren der heiligen Bernadette“ entdeckten die Wallfahrer aus dem Bistum Regensburg fünf Tage lang die weltbekannte Pilgerstätte und gingen den Lebensstationen der Heiligen nach. Über 165 Jahre ist es her, dass das einfache Mädchen aus Lourdes, Bernadette Soubirous, bezeugen konnte, dass ihr die Gottesmutter erschienen ist. Seitdem pilgern Abertausende von Gläubigen zur Erscheinungsgrotte im Heiligen Bezirk von Lourdes. 

Am Ankunftstag feierten die Regensburger zur Eröffnung der ­diözesanen Pilgerreise die Messe in der Oberen Basilika im Heiligen Bezirk. Sechs Ministranten begleiteten die Feiern; ein sechsköpfiges Bläser­ensemble und ein Chor von Re­gionalkantoren gestalteten zusätzlich zur Orgel die Messen musikalisch. Die Reiseleitung lag bei Irmgard Jehle vom Bayerischen Pilgerbüro München. Pilgerpfarrer Domvikar Andreas Albert unterstützte nicht nur sie, sondern auch Bischof Voderholzer bei der geistlichen Begleitung der Pilger.

Gestärkt und getröstet

„Eine Pilgerfahrt nach Lourdes unterscheidet sich dadurch von anderen Pilgerfahrten, dass sie auf ausdrücklichen Wunsch Mariens hin erfolgt“, hob Bischof Rudolf in seiner Predigt hervor. „Denn am 2. März 1858 hat die Gottesmutter bei ihrer dreizehnten Erscheinung erklärt: ,Ich will, dass man in Prozessionen hierherzieht.‘ Und so sind wir heute eben auch dem Ruf der Gottesmutter gefolgt“, so der Bischof. Jeder und jede habe sein beziehungsweise ihr Päckchen Sorgen und Anliegen dabei. 

„Natürlich erhoffen wir im Geheimen, dass uns ein Wunder geschenkt werde“, so der Bischof weiter, aber es sei die Erfahrung so vieler Lourdes-Pilger: „Das erste Wunder ist Lourdes selbst, dieser Ort, die Menschen, die Kranken, die hierher­kommen. Einige ganz wenige durften erleben, wieder sehen, wieder gehen, wieder ein neues Leben beginnen zu können. Die allermeisten freilich sind innerlich gestärkt, getröstet und mit neuer Zuversicht nach Hause gefahren.“ 

Gleich am Morgen des zweiten Tages feierten die Pilgerinnen und Pilger aus Regensburg die Heilige Messe in der Grotte von ­Massabielle. Insgesamt 18 Mal war der heiligen Bernadette hier die Gottesmutter erschienen. Im Mittelpunkt der Feier stand die Kerze, die für die Anliegen aller Pilger, aber auch für die aller Gläubigen im Bistum Regensburg ein Zeichen war. Behutsam verpackt, hatte Diakon Peter Nickl diese von Regensburg nach Lourdes transportiert. In einer feierlichen Prozession mit Bischof Voderholzer und den Wallfahrern wurde die Anliegenkerze nach der Messe in eine der Kerzenkapellen am anderen Ufer des Gave getragen und vom Bischof gesegnet.

Mit Bischof Rudolf zelebrierten Pater Benedikt Leitmayr, Ehrenka­plan von Lourdes, Domvikar Andreas Albert, sowie Priester aus Münster und Brixen die Feier. Diakon Peter Nickl assistierte. In seiner Predigt erinnerte Bischof Rudolf an ein besonderes und trauriges Kapitel der Geschichte, das sich zum 1. September zum 84. Mal jährte. Es ist der Überfall von Nazideutschland auf Polen, mit dem der Zweite Weltkrieg seinen Anfang nahm. Ein Krieg, so der Bischof, der über Deutschland, ganz Europa und insbesondere für das jüdische Volk ein Meer von Blut und Tränen gebracht hat. 

Maria ist die heile
Schöpfung in Person

Zugleich erinnerte Bischof Rudolf daran, dass der 1. September von Papst Franziskus zum Schöpfungstag erklärt wurde. Das habe zutiefst zu tun mit der Verehrung der Gottesmutter und mit dem Namen, mit dem die Gottesmutter sich in Lourdes Bernadette zu erkennen gegeben habe – der unbefleckten Empfängnis. Der 1. September sei genau acht Tage vor dem Fest der Geburt der Gottesmutter. Da die Heilsgeschichte die Schöpfung voraus­setze, werde der 1. September als Tag der Schöpfung, als Tag der von Gott gut eingerichteten Schöpfung begangen. Ein Tag zur Erinnerung, die Schöpfung zu bewahren und dankbar anzunehmen. In Verbindung mit der Gottesmutter Maria – der 8. September ist damit der Oktavtag des Schöpfungstages – könne man festhalten: „Maria ist die heile Schöpfung in Person. In Maria schauen wir, wie Gott den Menschen gewollt hat, in Maria können wir das Zeichen der Hoffnung schauen, dass Gott mit den Menschen nochmal einen neuen Anfang gewagt hat“, so der Bischof.

Besuch von Bartrès

Am Nachmittag des zweiten Pilgertages besuchte die Regensburger Gruppe Bartrès, den von Lourdes etwa fünf Kilometer entfernten Ort, um in der Dorfkirche mit Bischof Rudolf Voderholzer, Pater Benedikt Leitmayr und Domvikar Andreas Albert eine Andacht zu feiern. Das kleine, auch noch heute verschlafene Dorf verbindet die heilige Bernadette mit zwei Lebensstationen. Bereits als Säugling wurde sie dort von einer nahestehenden Amme aufgenommen, nachdem sich ihre Mutter bei einem Unfall die Brüste verbrannt hatte und nicht mehr in der Lage war, ihre Tochter selbst zu stillen. Später, als gerade 13-jähriges Mädchen, wohnte sie abermals bei der schon bekannten Amme. Mit dem zum Leben Notwendigen zwar versorgt, litt sie aber dennoch unter der fehlenden Liebe ihrer richtigen Familie und kehrte nach Lourdes zurück in die ärmlichen Verhältnisse ihrer Familie. 

Im Anschluss an die Andacht segnete der Bischof die Pilgerinnen und Pilger mit einer Monstranzreliquie, die ein Knöchelchen aus der Schulter der Heiligen enthält. Abschließend konnten die Wallfahrer nach kurzem Fußmarsch den original­getreuen Schafstall besuchen, in dem Bernadette damals die Tiere hütete.

Zentrale Dienste bei
eindrucksvoller Prozession

Die allabendliche Lichterprozession in Lourdes über die Esplanade im Heiligen Bezirk war für die Regensburger Pilger dann besonders eindrucksvoll, da ihnen wichtige Dienste übertragen waren. Bischof Rudolf Voderholzer leitete die Prozession, vier Männer durften die Madonnenstatue tragen, flankiert von vier Frauen aus dem Bistum Regensburg, die die Gottesmutter mit Kerzen begleiteten. Die Regensburger Ministrantinnen und Ministranten trugen an der Spitze der Prozession das leuchtende Vortragekreuz und begleiteten dieses ebenfalls mit Kerzenstandarten. Domvikar Andreas Albert begleitete Bischof Voderholzer, Pater Benedikt Leitmayr verlas die Texte in deutscher Sprache und mehrere Pilgerinnen und Pilger gestalteten mit Gesang die Prozession musikalisch, wie auch das Bläser­ensemble der Regensburger Wallfahrtsgruppe.

Am Ende der Lichterprozession nahm Bischof Rudolf die großen Schalen mit den Anliegenzetteln entgegen und setzte diese in die dafür vorgesehenen Behälter ein: Ein erhebendes Gefühl für alle Beteiligten, sich so nahe in die Prozession einbringen zu können. Noch lange wurde danach darüber gesprochen, und sichtlich bewegt waren die Pilger, die diese wichtige Herausforderung trotz mancher Sprachbarrieren bestens meisterten.

Liturgie als Lernort

Ein fester Bestandteil der liturgischen Angebote in Lourdes ist die Sakramentenprozession. Sie wurde am vergangenen Samstag Bischof Voderholzer übertragen. Dabei trug der Bischof das Allerheiligste durch die Reihen der Gläubigen und segnete sie damit. Die Prozession fand in der unterirdischen Basilika Pius X. statt. Es ist die weltweit größte unterirdische Kirche mit Platz für mehr als 25 000 Gläubige. Schon öfters reichte aber sogar dieser gigantische Bau nicht aus, um dem Ansturm der zahlreichen Lourdes-Pilger gerecht zu werden. 

Zur Eröffnung zitierte Bischof Rudolf den Ausspruch des Pfarrers von Lourdes über die heilige Bernadette: „Sie weiß nichts und versteht alles.“ Der Bischof stellte die Frage, woher Bernadette, im Unterschied zu manchen der Weisen und Klugen aller Zeiten, die vermeintlich alles wissen und doch nichts verstehen, dieses tiefe Verständnis vom Wesen der Eucharistie haben konnte. 

„Ich denke mir“, so Bischof Rudolf, „dass sie es von einer aufmerksamen Beobachtung der Liturgie, von der Beobachtung der Verehrung und Anbetung einfach gesehen und gelernt hat. Der ehrfürchtige Empfang der heiligen Kommunion: Was muss das für eine besondere Speise sein. Oder eben die Beobachtung der Fronleichnamsprozession, wo sogar die Männer sich hinknien. Das Knien ihres Vaters war vermutlich mehr als jeder Satz im Katechismus. Ja, die Kniebeuge – eine einzigartige Geste der Anbetung, die wir explizit dem in unserer Mitte im Brot des Lebens gegenwärtigen Gott zeigen.“

Glaube kennt keine
territorialen Grenzen

Die internationale Messe in der unterirdischen Basilika Pius X. trägt ihren Namen zu Recht. Denn neben der Regensburger Pilgergruppe und anderen deutschen Wallfahrern traf man am vergangenen Sonntagmorgen dort Gläubige aus allen Nationen dieser Erde: Italiener, Spanier, Philippiner, Iren, Franzosen, Iraker, US-Amerikaner, Marokkaner und viele mehr. 

Der Messe stand der italienische Bischof Giampio Luigi Devasini aus der Diözese Chiavari in Ligurien vor. Mit ihm zelebrierten weitere fünf Bischöfe, darunter Bischof Rudolf Voderholzer. Rund 2500 Gläubige feierten die Messe mit den Bischöfen, den mehr als 70 Priestern und zahlreichen Diakonen. 

Die Teilnehmer der Regensburger Pilgergruppe konnten sich wieder stark in die liturgische Feier einbringen. Zwei Ministranten, Tobias Graf aus Duggendorf und Fabian Schmid, waren für Mitra und Hirtenstab des italienischen Bischofs zuständig, Valentina Wartner aus Regensburg zog mit den Bischöfen ein, Michaela Häusler aus Rain bei Straubing hielt die Lesung, Petra Kremer aus Park­stetten las bei den Fürbitten mit, Lisa half bei der Gabenbereitung und zahlreiche Regensburger Pilgerinnen und Pilger konnten im internationalen Chor die Feier musikalisch mitgestalten. Auch Pilgerpfarrer Andreas Albert gehörte zu den beteiligten Priestern.

Zahlreiche Helferinnen und Helfer aus verschiedenen Ländern und von der Hospitalité Notre Dame de Lourdes unterstützten die vielen kranken Menschen, die unterirdische Basilika Pius X. zu erreichen und die Feier würdig mitfeiern zu können.

Vor der Rückreise am vergangenen Montag fand die Regensburger Diözesanwallfahrt nach Lourdes ihren feierlichen Abschluss mit einer Messfeier in der Rosenkranzbasilika.

06.09.2023 - Bistum Regensburg